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    Morning over the bay

    Was Gandhi zu Weihnachten sagt

    von Mahatma Gandhi

    Mittwoch, 30. November 2011

    Verfügbare Sprachen: English

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    Mahatma Gandhi lernte die Botschaft Jesu völlig unbeeinflusst von den Traditionen und Glaubenslehren kennen, die man gewöhnlich als „Christentum“ bezeichnet. So war sein Herz ganz frei, die gute Nachricht, die die Ankunft Jesu für die Menschheit bedeutet, ganz neu zu verstehen. Er verstand Jesu Botschaft vom Königsreich Gottes mit größerer Klarheit als die meisten von uns, die sich Christen nennen. Doch hier soll Gandhi für sich selbst sprechen:

    Ich habe für den Jubel der christlichen Feste nie Verständnis gehabt. Das alles erschienen mir so unvereinbar mit dem Leben und der Lehre Jesu. Jesus hatte ja nie über eine neue Religion gepredigt, sondern über ein neues Leben. Er rief die Menschen zur Buße auf. Er sagte: „Nicht jeder, der zu mir ‚Herr, Herr‘ sagt, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel tut“(Matth. 7,21). Ich bin sicher, wenn Er heute noch unter den Menschen lebte, würde Er das Leben vieler Menschen segnen, die noch nie seinen Namen gehört haben, aber in ihrem Leben die Tugenden verwirklichen, für die Er auf Erden ein lebendiges Beispiel war: seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben und unter den Mitmenschen Gutes zu tun.

    Wir singen zwar „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“, aber man sieht heute weder Ehre Gottes noch Frieden auf Erden. Solange dies ein ungestillter Hunger bleibt, solange Christus noch nicht geboren ist, müssen wir weiter auf Ihn warten. Wenn der wirkliche Friede eingekehrt ist, brauchen wir keine Demonstrationen mehr, sondern es wird in unserem Leben sichtbar werden – nicht nur im individuellen Leben sondern in der ganzen menschlichen Gesellschaft. Dann können wir sagen, dass Christus geboren ist. Das ist für mich die wahre Bedeutung dieses Liedes „Ehre sei Gott...“. Dann brauchen wir nicht mehr an einem besonderen Tag im Jahr die Geburt Christi zu feiern, sondern es wird ein nachhaltiges Ereignis sein, das in jedem Leben sichtbar ist.

    Deshalb, wenn man sich „Fröhliche Weihnachten“ wünscht, ohne an das zu denken, was es eigentlich bedeutet, ist es nicht mehr als eine leere Floskel. Und wenn man nicht für alle und für das ganze Leben Frieden wünscht, dann kann man auch nicht für sich selbst Frieden wünschen. Es versteht sich von selbst – wie schon der griechische Philosoph Euclid sagt –, dass man keinen Frieden haben kann, wenn man nicht in sich selbst ein ernsthaftes Verlangen nach einem Frieden für alle verspürt.

    Und so wie diese wundersame Geburt ein zeitloses Ereignis ist, so ist auch das Kreuz ein zeitloses Ereignis in diesem stürmischen Leben. Deshalb dürfen wir es nicht wagen, an diese Geburt ohne an den Tod am Kreuz zu denken. Der konkrete Christus bedeutet das konkrete Kreuz. Sonst ist das Leben ein konkreter Tod. Jesus hätte vergeblich gelebt und wäre vergeblich gestorben, wenn er uns nicht lehren würde, das ganze Leben dem ewigen Gesetz der Liebe zu unterstellen.

    Es ist meine feste Überzeugung, dass der Westen heute nicht den Geist Gottes oder das Christentum vertritt, sondern den Geist Satans. Und Satans Erfolg ist am größten, wenn er mit dem Namen Gottes auf den Lippen erscheint. Der Westen ist heute nur dem Namen nach christlich. In Wirklichkeit betet er Gott Mammon an. „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt“ (Matth.19,24). Das hat Christus wirklich gesagt. Hier wird uns eine ewige Regel mit den edelsten Worten gesagt, deren unsere Sprache mächtig ist. Aber die Jünger nickten ungläubig, so wie wir es auch heute noch tun. Seine sogenannten Nachfolger messen ihren moralischen Fortschritt an ihrem materiellen Besitz.

    Ich rebelliere gegen ein traditionelles Christentum, weil ich davon überzeugt bin, dass es die Botschaft Jesu entstellt hat. Er war ein Asiate, dessen Botschaft auf vielerlei Weise weitergegeben wurde, und als ein römischer Herrscher sie anerkannte, wurde das Christentum zu einer Weltmacht und ist es bis heute geblieben. Christus starb am Kreuz, gekrönt mit einer Dornenkrone, und forderte damit die Macht eines ganzen Weltreichs heraus. Die Botschaft Jesu, so wie ich sie verstehe, ist unverfälscht in der ganzen Bergpredigt enthalten. Sie sagt, dass wir keine Rache nehmen, nicht Böses mit Bösem vergelten sollen. Die Tugenden der Barmherzigkeit, Gewaltlosigkeit, Nächstenliebe und Wahrhaftigkeit können in jedem Menschen nur die Probe bestehen durch die Art und Weise, wie sie auf Rücksichtslosigkeit, Gewalt, Hass und Unwahrheit reagieren. Jesu letzte Worte am Kreuz waren: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“

    Wie sehr wünsche ich es für Amerika, dass es sich – sichtbar für die ganze Welt – auf den Weg macht, die Feiertage zur moralischen Selbstbesinnung und zum Dienst an der Menschheit zu nutzen, für die Jesus lebte und am Kreuz starb.


    Alle Zitate aus dem Buch von M.K.Ghandi „What Jesus Means to Me“; Erschienen bei R.K. Prabhu © Navajian Trust 1959

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