PQ: Wie seid ihr Ärzte geworden?

Milton Zimmerman: Als ich vier Jahre alt war, hatte ich rheumatisches Fieber. Der Arzt, der sich um mich gekümmert hat, kam immer wieder zu Hausbesuchen, und er war ein freundlicher Kerl, den ich sehr gerne mochte. Ich dachte: „Hey, wenn ich groß bin, will ich so sein wie er.“ Damit hat es angefangen. Nach Amherst besuchte ich die University of Pennsylvania Medical School, Abschlussjahrgang 1954.

Während des Medizinstudiums fand ich Jesus – oder Jesus fand mich. Das gab eine Richtung für mein Leben vor, und ich suchte nach einer Kirche, die wirklich der Bergpredigt und dem Leben und der Lehre Jesu folgte. Das hat mich dazu gebracht, Pazifist zu werden. Als ich 1957 auf der Suche nach einem Zivildienstplatz war, entschied ich mich für vom Bruderhof geführte Krankenhaus in Paraguay. Zwei Jahre später traten meine Frau und ich der Gemeinschaft bei.

Ich habe sechzig Jahre lang Medizin praktiziert. Bis auf zwei Jahre war das alles als Hausarzt in der Bruderhof-Gemeinde – meistens habe ich Mitglieder der Gemeinschaft behandelt, aber ich habe auch im örtlichen Krankenhaus gearbeitet und in einer Klinik zur Behandlung von landwirtschaftlichen Saisonarbeitern, die hier in der Nähe ist.

Monika Mommsen: Ich habe 41 Jahre lang praktiziert. Schon seit meiner Kindheit wollte ich Krankenschwester werden – ich bin in der Bruderhof-Gemeinschaft aufgewachsen. Aber in meinem letzten Schuljahr, nachdem ich meinen Wunsch geäußert hatte, Mitglied zu werden, fragte die Gemeinde, ob ich Ärztin werden würde, da sie eine Ärztin haben wollte. Das war eine Überraschung, aber ich habe Ja gesagt und ich liebe es seitdem. Nach einem Kunststudium studierte ich am Albany Medical College, Abschlussjahrgang 1975. Von Anfang an war Milton mein Mentor.

Monika Mommsen and Milton Zimmerman

Monika Mommsen und Milton Zimmerman Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung der Interviewpartner.

Gab es damals noch andere Ärztinnen in der Bruderhofgemeinschaft?

Monika: Ja, zwei englische Ärztinnen waren vor dem Zweiten Weltkrieg in England zur Gemeinschaft gestoßen und nach Paraguay mitgekommen, wo sie halfen, ein Krankenhaus zu gründen. Aber sie haben nicht mehr viel praktiziert. Und Dr. Miriam Brailey, eine sehr bekannte Epidemiologin, die an der Johns Hopkins School of Medicine unterrichtet hatte, war auch ein Bruderhof-Mitglied und eine Freundin unserer Familie.